Die Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Mindener Schiffmühlen geht auf das Jahr 1326 zurück. Damit gehört Minden zu den ältesten Schiffmühlen-Standorten Deutschlands.
Die Ostgoten sind schuld
Die ersten Schiffmühlen, die urkundlich erwähnt wurden, stammen aus dem Jahr 536 nach Christi Geburt. Die Ostgoten belagerten Rom und kappten die Wasserzufuhr zu den Wassermühlen in der Stadt, um die Römer auszuhungern. Daraufhin ließ ein römischer Feldherr im Tiber Kähne verankern, auf denen Mahlwerke von Landmühlen errichtet wurden. Als Antrieb wurden zwischen den Kähnen Wasserräder in die Strömung des Tiber gehängt.
Vor allem im Mittelalter und in der jüngeren Neuzeit wurden auf allen größeren mitteleuropäischen Flüssen Hunderte Schiffmühlen eingesetzt. Deren Leistung allerdings war stets gering. So schrieb um 1850 ein Mühlenbau-Meister, dass eine solche Schiffmühle „schwerlich etwas Beträchtliches leisten könne“.
Schiffmühlen in Minden
Die erste urkundliche Erwähnung von Mindener Schiffmühlen geht auf das Jahr 1326 zurück, als die Stadt gleich sechs Liegeplätze für Schiffmühlen auf der Weser verpachtete. Damit gehört Minden zu den ältesten Schiffmühlen-Standorten in Deutschland. Auf einem Minden-Kupferstich von Wenzel Hollar aus dem Jahr 1650 sind zwölf Schiffmühlen zu sehen, die auf dem Fluss im Schutz der Stadtmauer gestaffelt nebeneinander lagen.
Zu dieser Zeit sind zwei verschiedene Schiffmühlen-Typen bekannt. Bei einem Typ befinden sich Wasserräder auf beiden Seiten des Hausschiffes, bei dem anderen ein Wasserrad zwischen Hausschiff und Wellschiff – wie bei der Mindener Schiffmühle.
Die Kräfte der Natur und kriegerische Handlungen beseitigten die Schiffmühlen auch in Minden zusehends. So zerstörten schwedische Truppen während des 30jährigen Krieges im Jahr 1634 zu Beginn ihrer Belagerung der kaiserlichen Truppen in der Weserstadt die Mindener Schiffmühlen durch Artilleriefeuer. Als sich Anfang des 19. Jahrhunderts die Dampfschifffahrt auch auf der Weser verstärkt durchsetzte und die Schiffmühlen „im Weg“ lagen, verschwanden die schwimmenden Mahlwerke zusehends von der Wasserstraße. Der Beschluss des Wiener Kongresses, dass die Benutzung aller Wasserstraßen jedermann frei stehe, bedeutete das Ende der Schiffmühlen. Anfang des 19. Jahrhunderts lag vermutlich noch eine Schiffmühle vor den Mauern der Stadt Minden, wie eine Stadtansicht des Malers Strack aus den Jahren 1803/1807 zeigt. 1907 stellte die vermutlich letzte Schiffmühle auf der Weser in Bodenwerder, in der Schleif- und Polierarbeiten für die Bearbeitung von Obernkirchener Sandstein durchgeführt wurden, den Betrieb ein.